Verkaufswege für Sensen
Kundinnen und Kunden aus der Region und in der ganzen Welt kauften bei Wander-, Groß- und Einzelhändlern Sensen aus dem Märkischen Raum.
Die Sensenwerke stellten Sensen in verschiedenen Formen und Größen her, je nachdem, für welche Tätigkeit oder in welchem Land/Gebiet die Sense eingesetzt werden sollte. Über die persönliche Beratung durch Wanderhändler oder anhand von Katalogen entschied sich die Kundschaft für ein oder mehrere Sensenmodelle, denen sie meist über lange Zeit treu blieben.
Der Wanderhandel war besonders in den ländlichen Regionen des Sauerlands verbreitet. Viele Wanderhändler kamen aus Winterberg und Umgebung. Sie wurden daher auch „die Winterberger“ genannt. Sie betrieben den Wanderhandel im Winter, wenn keine landwirtschaftlichen Arbeiten anstanden. Im September fand in der Regel ein Treffen mit den Sensenfabrikanten statt, bei dem Bedingungen und Regelungen für den Vertrieb der Waren verhandelt und vereinbart wurden. Ab Allerheiligen, dem 1. November, begann der Vertrieb durch die Wanderhändler, die bei den Verkaufsgesprächen viel Verkaufstalent und Überzeugungsarbeit leisteten. Die Zahlungsmodalitäten waren besonders: Die Kunden zahlten nach „Garantie“ – also erst nach frühestens sechs Monaten Nutzung der Ware. Kam es zu Beanstandungen, mussten die Sensenfabrikanten die Sensen zurücknehmen. In den Hammerwerken wurden die Sensen dann umgeschmiedet und als „Zweite Wahl“ erneut verkauft. Diese Handelsform existierte noch bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhundert.
Viele Sensenfabrikanten pflegten die Kontakte zu ihren Großkunden auch persönlich. Familienangehörige eines Sensenfabrikaten erinnern sich, dass der Fabrikant selbst zu den Kunden reiste, zum Beispiel bis in die Niederlande, und dort die Sensen selbst verkaufte.
Darüber hinaus erfolgte der Vertrieb über Großhändler wie die Firma Cronenberg in Wuppertal. Sie informierten sich auf Gewerbeausstellungen und Messen über das Warenangebot. Sensen wurden nicht nur in die Region, sondern auch überregional, bis in die Niederlande und sogar bis nach Rußland verkauft. Auch hier agierten Handelsvertreter in den Exportländern im Auftrag der Großhändler. Produktkataloge und Preislisten ermöglichten die Bestellung der Waren aus der Ferne.
Literatur
- Dietz, Walter, Weise, Jürgen: Der Freudenthaler Sensenhammer. Köln 1998.
- Höher, Peter: Heimat und Fremde: Wanderhändler des oberen Sauerlandes (Beiträge zur Volkskultur in Nordwestdeutschland). Münster 1985.
- Lohsträter, Kai: Letzte Zeugen. Zur Geschichte des Ennepetaler Sensenwerks und der Sensenherstellung in Südwestfalen. In: TKD 47/2007, S. 4–7.