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Herstellung eines farbigen Springseils

Um ein farbiges Springseil herzustellen, werden Hanf und Wolle, verschiedene Werkzeuge und viel Platz benötigt. In knapp 15 Arbeitsschritten entsteht dann aus Hanfgarn und Wollfäden ein Springseil.

Bis zur Maschinisierung des Gewerks wurden mindestens zwei Personen bei der Seilherstellung benötigt. Eine davon – oft der Lehrling oder ein Tagelöhner – musste das Kammgeschirr (auch Seilerrad genannt) drehen. Im LWL-Freilichtmuseum Hagen wird die traditionelle Handseilerei des 19. Jahrhunderts vorgeführt.

Film ab! Die Herstellung eines farbigen Springseils im LWL-Freilichtmuseum Hagen

Das KHT hat die Produktion eines Springseils in der eigenen Seilerei dokumentieren lassen. Die Dreharbeiten in der 72 Meter langen Seilerei fanden im Oktober 2017 statt. Warum für die Seilherstellung so viel Platz benötigt wird, zeigt dieser Film.

Material und Werkzeug

Gehechelte Hanffasern

Seile werden unter anderem aus den langen Fasern des Hanfs hergestellt. 

Der Rohhanf muss zuvor gehechelt werden, das heißt von Hand durch die Stahlzähne verschiedener grober und feiner Hecheln gezogen werden, um glattes und langfaseriges Material zu erhalten.

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Auf einen Blick

Hanfgarn, Leitholz, Messer, Haken, Handschuhe – das sind Werkzeuge und Materialien für die Herstellung eines Springseils.

Normalerweise müssen Seiler zunächst aus dem Rohhanf das Garn spinnen. Dieses wird im LWL-Freilichtmuseum Hagen jedoch bereits fertig angeliefert.

Werkzeug und Materialien für die Seilherstellung
Bildnachweis: LWL-Freilichtmuseum Hagen, Foto: Fabian Linden

Leitholz

Das Leitholz dient zur gleichmäßigen Anordnung der einzelnen Stränge eines Seils. Das kegelförmige Holzstück hat vier Vertiefungen, die die Garnsträng aufnehmen.

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Kammgeschirr mit Haken, Leitholz und Handschuh bestückt

Mit dem Kammgeschirr werden die Hanfstränge (Kardeele oder Litzen) verdreht.

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Arbeitsablauf

Das Anscheren

Die vier kleineren Haken werden an die Haken des Kammgeschirrs gehängt. Das gesponnene Hanfgarn wird nun um die kleinen Haken geführt, dieser Vorgang wird „Anscheren“ genannt. Gegenüber dem Kammgeschirr steht der Schlitten, an dem ein einzelner Haken, der Nachschlaghaken, befestigt ist. Die Garne werden alle in den Haken eingehängt. Der Nachschlaghaken ist mit einem Splint so fixiert, dass er sich beim nächsten Arbeitsschritt, dem Verdrehen, nicht mitdrehen kann. 

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Verdrehen

Die Enden des Garns werden vor dem Verdrehen festgehalten.

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Zu Kardeelen verdrehen

Eine weitere Person dreht die Kurbel am Kammgeschirr im Uhrzeigersinn. Dadurch verdrehen sich die einzelnen Garnstränge zu einzelnen Kardeelen. Währenddessen hält der Seiler die Kardeele am Nachschlaghaken auseinander, um ein vorzeitiges Zusammenschlagen zu verhindern.

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Wollfäden hinzunehmen

Für ein farbiges Seil werden bunte Wollfäden eingearbeitet.

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Kardeele und Wollfäden verdrehen

Die Wollfäden werden mit zwei Kardeelen verdreht.

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Einsetzen des Leitholzes

Jetzt wird das Leitholz zwischen die Kardeele gesetzt; in jeder Vertiefung liegt ein Kardeel.

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Nachschlaghaken lösen

Ist genügend Drall auf den Garnsträngen, wird der Splint am Nachschlaghaken des Schlittens entfernt. Das ist der „Startschuss“ für das Schlagen des Seils.

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Schlagen des Seils

Der Nachschlaghaken dreht sich und die Kardeele verdrehen sich hinter dem Leitholz zum Seil.

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Leitholz im Einsatz

Der Seiler führt das Leitholz bis zum Kammgeschirr ...

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Verdrehen des Seilendes

... und verdreht das letzte Stück von Hand.

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Lösen

Die kleinen Haken werden von Kammgeschirr genommen. Die vier Kardeele werden zusammen auf einen der kleinen Haken gehängt.

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Glätten

Um das Seil zu glätten, nutzt der Seiler ein Stück Stoff oder einen Stoffhandschuh. Die Person am Kammgeschirr dreht die Kurbel gegen den Uhrzeigersinn. Der Seiler zieht den Stoff am Seil entlang. Dabei entsteht Reibungswärme. Die Wärme glättet die Fasern an der Oberfläche des Seils.

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Lösen

Das geglättete Seil wird vom Nachschlaghaken gelöst.

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Recken

Abschließend wird das Seil gereckt, das heißt in die Länge gezogen. Dadurch wird die Spannung aus dem Seil herausgenommen, die durch das Schlagen entstanden ist. Das Seil ist wieder geschmeidiger und kann jetzt zum Seilspringen verwendet werden.

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Literatur

  • ​​​​Heinz-Peter Mielke: Seiler und Reepschläger. In: Reinhold Reith (Hrsg.): Das alte Handwerk. Von Bader bis Zinngießer. München 2008, S. 188–193.
  • LWL-Freilichtmuseum Hagen (Hrsg.): Ein Museumsbesuch in Bildern (= Forschungsbeiträge zu Handwerk und Technik, Bd. 38). Hagen 2023, S. 44–47.
  • Thomas Kahle: Seilerei – ein Handwerk mit langer Tradition. Seilereiausstellung im LWL-Freilichtmuseum Hagen. In: Technische Kulturdenkmale. Zeitschrift für Handwerks- und Technikgeschichte 41 (2004), S. 9–10.
  • Thomas Schindler: Handwerkszeug und bäuerliches Arbeitsgerät in Franken. Bestandskatalog des Fränkischen Freilandmuseums Bad Windsheim. Bad Windsheim 2015, S. 630–649.