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Vom Kälberstrick zur Makramee-Eule: die Seilerei Surkamp

Dass Freizeittrends auch Auswirkungen auf kleinere Betriebe und Einzelhändler haben können, zeigt die Geschichte einer Seilerei aus Steinfurt.

Die Steinfurter Seilerei Surkamp wurde 1905 gegründet. Der Sohn des Betriebsgründers übernahm 1951 den Betrieb. Neben der Herstellung von Tierstricken und anderen Seilereiprodukten für den ländlichen Bedarf, gab es ein Verkaufsgeschäft für Seilwaren und Garne.

Blick in das Ladenlokal der Seilerei Surkamp
Bildnachweis: LWL-Freilichtmuseum Hagen

Neben der Herstellung von Seilereiprodukten für den ländlichen Bedarf, betrieb die Seilerei ein Verkaufsgeschäft für Seilwaren und Garne.

Mit zunehmender Maschinisierung der Landwirtschaft ging die Nachfrage nach diesen Produkten stark zurück. Der Betrieb musste sich weitere Standbeine suchen. Sie produzierten Garne für die Verpackung von Fabrikprodukten zum Versand. Der Bastel- und Einrichtungstrend mit Makramee in den 1970er-Jahren brachte einen Aufschwung. Die Firma produzierte Makrameegarne für diese aus dem Orient stammende Knüpftechnik. Der Rückgang des Makramee-Trends und eine offene Nachfolgerfrage führten schließlich zur Schließung des Unternehmens in den 1990er-Jahren.

In der Betriebsgeschichte spiegelt sich die Entwicklung des Seilerhandwerks besonders der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wider: Die abnehmende Auftragslage war eine Folge der zunehmenden Maschinisierung der Landwirtschaft und dem damit wegfallenden Tiereinsatz. Entsprechend ging der Bedarf an Kälberstricken und Co. zurück. Einen kurzzeitigen Aufschwung erlebte die Seilerei mit der „Makrameewelle“ in den 1970er- und 1980er-Jahren.

Blick in den Maschinenraum der Seilerei Surkamp

Blick in den Arbeitsraum der Seilerei Surkamp. Mit zunehmender Maschinisierung der Landwirtschaft ging die Nachfrage nach Seilereiprodukten stark zurück.

Hinter dem trendigen Hobby verbirgt sich eine arabische Knüpftechnik, mit der Textilien, Schmuck oder Dekorationsobjekte hergestellt werden. Es war eine wahre „Makramee-Welle“, die nahezu jeden Haushalt überschwemmte. Garne wurden in der Freizeit und auch im schulischen Handarbeitsunterricht zu Blumenampeln, Eulen, Vorhängen, Schmuck und anderen dekorativen Dingen geknotet. Material und Knüpfvorlagen bezogen sie in Handarbeitsläden oder eben von der Seilerei in Steinfurt-Borghorst.

Lampenschirm mit rot-braunem Garn umhäkelt
Bildnachweis: LWL-Freilichtmuseum Hagen, Foto: Heike Wippermann

Um die Verarbeitungsmöglichkeiten von Makrameegarnen zu veranschaulichen, wurden derartige Produktbeispiele im Ladengeschäft gezeigt,

Nach dem Ende dieses Bastel- und Einrichtungstrends musste der Betrieb schließen. Heute erfreuen sich Makramee-Arbeiten wieder größerer Beliebtheit – als Blumenampeln sind sie in vielen Wohnzimmern zu finden.

Film ab! Maschinen aus der Seilerei Surkamp

Der Film entstand am Originalstandort des Betriebs und zeigt, wie mit verschiedenen Maschinen gearbeitet wurde. Bedient werden die Maschinen von den Söhnen des ehemaligen Betriebsinhabers, die in ihrer Jugend im Betrieb mitgeholfen haben.