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„Alle haben gestaunt, dass ich die Meisterprüfung beim ersten Mal geschafft hab."

Anna Luise Mahret war die erste Gas- und Wasserinstallateurmeisterin in Nordrhein-Westfalen. Dabei hatte sie eigentlich einen ganz anderen Berufswunsch: Als junge Frau wäre Mahret gerne Sportlehrerin geworden.

Anna Luise Mahret in ihrer Werkstatt in Hagen-Hohenlimburg
Bildnachweis: LWL-Freilichtmuseum Hagen

Anna Luise Mahret in ihrer Werkstatt in Hagen-Hohenlimburg. Sie war die erste Gas- und Wasserinstallateurmeisterin in Nordrhein-Westfalen.

Als ihr Vater, ein selbstständiger Gas- und Wasserinstallateur, starb, musste sie den Betrieb übernehmen, um ihre eigene wirtschaftliche Existenz zu sichern. Als einziges Mädchen in der Berufsschule hatte sie permanent das Gefühl, von ihren Mitschülern ausgegrenzt zu werden. Zu dieser Zeit führte sie bereits den Betrieb des Vaters fort.

„Und dann war mein Vater krank, da hab ich mir gedacht, machste mal Gesellenprüfung. Die kriegte ich dann auch genehmigt und nach einem halben Jahr konnte ich dann auch die Gesellenprüfung machen und ich konnte anschließend auch die Meisterprüfung machen."

 

Anna Luise Mahret mit ihrem Gesellenstück, einem Rinnenkasten

Anna Luise Mahret musste als Gesellenstück für das Klempnerhandwerk 1964 diesen Rinnenkasten fertigen. 1967 absolvierte sie ihre Meisterprüfung.

Mahrets beruflicher Weg war in dieser Zeit mit Sicherheit ein ungewöhnlicher. Waren im Jahr 1955 in der Handwerkskammer Dortmund die am häufigsten von Frauen gewählten Ausbildungsberufe doch Friseurin, Damenschneiderin, Herrenschneiderin, Putzmacherin und Korsettmacherin. Viele Frauen wurden in dieser Zeit auch Verkäuferinnen im Nahrungsmittelhandwerk.

„Für meine Kunden war das überhaupt kein Problem, weil ich immer mit meinem Vater losgezogen bin. Dann kannten die mich. Meine Arbeitszeit war von morgens sieben bis abends zehn. Anders ging es ja nicht.“

Anna Luise Mahret mit einer Gewindeschneidemaschine, die sie sich 1964 kaufte

Anna Luise Mahret mit einer Gewindeschneidemaschine, die sie sich 1964 kaufte, um einen großen Auftrag bewältigen zu können.

Ihren Betrieb gab Mahret schließlich 2004 auf.

Literatur

  • LWL-Freilichtmuseum Hagen – Westfälisches Landesmuseum für Handwerk und Technik (Hg.): Karriere mit Lehre. Frauen im Handwerk in Westfalen-Lippe. Forschungsbeiträge zu Handwerk und Technik 20. Hagen 2009.