Eine Institution in Breckerfeld: Druckerin und Schriftsetzerin Lore Bösel
Anfang der 1950er-Jahre begann Lore Bösel mit 14 Jahren ihre Ausbildung zur Schriftsetzerin und Druckerin im väterlichen Betrieb. Nach dem Tod ihres Vaters einige Jahre später übernahm die gerade 20-jährige die Druckerei und den dazugehörigen Schreibwarenladen in Breckerfeld und wagte den Schritt in die Selbstständigkeit – und das in einer Männerdomäne.
Lore Bösel in ihrer Druckwerkstätte in Breckerfeld. Sie führte die Geschäfte erfolgreich durch sechs Jahrzehnte.
Im Erdgeschoss des Breckerfelder Wohn- und Geschäftsgebäudes aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde 1932 eine kleine Druckerei eingerichtet, die später um ein Ladenlokal für Schreib- und Papierwaren ergänzt werden sollte. Gegründet wurde das Unternehmen von Franz und Johanna Klett – den Eltern von Lore Bösel (geb. Klett).
Schon während ihrer Schulzeit half Lore Bösel im elterlichen Betrieb aus – zu ihren Aufgaben zählte unter anderem die Auslieferung von Drucksachen an verschiedene Kundinnen und Kunden im Umkreis. So überraschte es nicht, dass sich die junge Frau nach acht Jahren in der Volksschule für eine Ausbildung zur Schriftsetzerin in der Druckwerkstätte entschied. Wöchentlich besuchte sie die Berufsschule in Hagen. Sie fand sich in einer Klasse mit 40 gleichaltrigen Jungen wieder, die den Beruf des Druckers, Setzers oder Buchbinders erlernen wollten.
Während ihrer Ausbildungszeit übernahm Lore Bösel vermehrt Aufträge in der Druckerei – was vor den Auftraggebern zunächst geheim gehalten wurde, um kein Vertrauen zu verlieren. Sie bestand die Gesellenprüfung schließlich nach insgesamt drei Jahren.
Von weitem erkennbar: die Druckwerkstätte Klett in Breckerfeld bediente fast 90 Jahre lang Kundinnen und Kunden aus dem Umkreis mit Druckprodukten und Schreibwaren.
1959, nach dem Tod des Vaters, übernahm Lore Bösel den Betrieb vollständig. Die Anfangsjahre waren schwierig, man traute es einer jungen Frau zunächst nicht zu, sich in dem als Männerberuf angesehenen Druckhandwerk durchzusetzen. Doch Lore Bösel bewies das Gegenteil: Mit der Zeit stieg ihr Arbeitsumfang, Arbeitstage von mehr als neun Stunden waren keine Seltenheit mehr.
Zu den Kunden zählten Industriebetriebe aus Breckerfeld oder Unternehmer aus Halvar, die ihre Rechnungs- und Auftragsbogen in der Druckwerkstätte anfertigen ließen. Auch die Sparkasse und Breckerfelder Vereine zählten zu den Stammkunden von Lore Bösel. Nun waren es die eigenen Kinder, unter ihnen Thomas Bösel, die im Betrieb aushelfen mussten. Auch Lores Ehemann Norbert Bösel war eingebunden, fertigte Linolschnitte für den Plakatdruck an. Der Schreibwarenladen wurde viele Jahre von der Mutter betrieben. Angestellte waren im Unternehmen nie beschäftigt.
Blick in die Druckwerkstätte im Jahr 2022, links im Bild sind die beiden Heidelberger Tiegel zu sehen. Das Foto ist im Zuge der Filmarbeiten des KHT entstanden.
Auch nach dem Tod ihrer Mutter und ihres Mannes führte Lore Bösel die Druckerei und den Schreibwarenladen weiter. Auch wenn es seit Ende der 1990er-Jahre immer weniger Aufträge für die Druckerei gab – und Schreibwaren immer häufiger beim Discounter bezogen wurden. Schon länger ging es ihr nicht mehr um den Profit. Druckerei und Laden waren eine Herzensangelegenheit. Der Laden wurde weiterhin um sieben Uhr morgens geöffnet, damit Schülerinnen und Schüler sich noch vor Schulbeginn mit Heften oder Stiften eindecken konnten.
Die Druckerei wurde 2019, der Schreibwarenladen zu Beginn des Jahres 2022 aufgegeben. Lore Bösel verstarb im April 2022. Sowohl ihre beiden Schwestern, als auch ihr Sohn absolvierten die Berufsausbildung zur Schriftsetzerin bzw. zum Schriftsetzer.
Bleisatz, Briefbogen und Bleistift: Die Druckwerkstätte Klett in Breckerfeld
Im Mittelpunkt der Filmdokumentation steht die Berufsbiografie von Lore Bösel, die in den 1950er-Jahren als junge Frau ihre handwerkliche Ausbildung absolvierte und anschließend den väterlichen Betrieb übernahm. Ihr Sohn Thomas Bösel blickt zurück.
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