Wo gehobelt wird, fallen Späne: Schreinerinnen und Schreiner
Seilerinnen und Seiler tragen Verantwortung. Sie beherrschen die „Kunst der Tragfähigkeit" – ihre Produkte müssen belastbar sein, denn häufig dienen sie der Sicherheit. Reißt ein Seil, kann das negative Folgen haben: Tiere nehmen Reißaus, beim Bergsteigen stürzt man ab, Lasten fallen aus der Höhe herab. Die Kunst besteht also darin, die Reißfestigkeit der Produkte richtig zu berechnen.
Das Schreinerhandwerk entwickelte sich im Spätmittelalter aus dem Gewerk der hausbauenden Zimmerleute.
Anzahl der Betriebe im Schreinerhandwerk in Deutschland 1996 bis 2022
Ein Blick auf die Statistik der Betriebszahlen: In den letzten drei Jahrzehnten
Jahr | Anzahl der Betriebe |
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??? |
??? Betriebe |
??? |
??? Betriebe |
??? |
??? Betriebe |
2002 |
42.479 Betriebe |
2012 |
40.881 Betriebe |
2022 |
36.665 Betriebe |
Die Seilerei Lefken aus Glandorf im südlichen Niedersachsen bestand ursprünglich aus zwei Seilerbahnen. Die 72 Meter lange Doppelspinnbahn und das vorgelagerte Gebäude wurden 1964 vom LWL-Freilichtmuseum Hagen – damals noch Westfälisches Freilichtmuseum Technischer Kulturdenkmale – übernommen und 1967 wiederaufgebaut. Das Foto stammt aus den 1930er-Jahren.
Mehr zur Betriebsgeschichte der Seilerei Lefken erfahren Sie hier.
Hauptsächlich arbeiteten die Seilerinnen und Seiler aber weiter in Kleinbetrieben, oftmals nur mit einem Meister, dessen Familie und einem Lehrling oder einer Hilfskraft. Da die Produktpalette recht groß und die Arbeiten vielfältig waren, erfolgte die Bezahlung im Zeitlohn.
Häufig betrieben diese Seilereien zusätzlich einen Kleinhandel für Seiler- und Kurzwaren. Sie bedienten in erster Linie den lokalen Markt, Privatkunden wurden über den angegliederten Kleinhandel bedient.
Gängige Ausgangsmaterialien für die Seilerprodukte waren Hanf, Flachs oder Sisal. Ihre Rohstoffe bezogen die meisten westfälischen Seilereien vom Hanfmarkt in Telgte. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kam die Kunstfaser hinzu.
Die ersten Seilfabriken entstanden nach dem Ersten Weltkrieg, sie leiteten den Niedergang der handwerklichen Seilherstellung ein. Durch die Maschinisierung, zum Beispiel in der Landwirtschaft, waren Seilereiprodukte zusätzlich immer weniger gefragt. Viele Seilereibetriebe schlossen, einige suchten sich neue Absatzmärkte. Vor allem kleine Handseilereien wurden zunehmend unwirtschaftlich. Ab etwa 1960 existierten nur noch wenige Kleinbetriebe und einige mittelgroße Handseilereien.
Achtung, nicht verwechseln: Die Seilerbahn ist nicht die Reeperbahn!
Das Reepschläger- und das Seilerhandwerk unterscheiden sich durch ihre Produkte und ihren Kundenkreis. Während Reepschlägerinnen und Reepschläger für die Schifffahrt schweres Seilwerk und Taue herstellen, produzieren Seilerinnen und Seiler vor allem für den landwirtschaftlichen Markt und die Fischerei. Ihre Produktpalette war und ist zudem deutlich breiter: dazu zählen Bindfaden, Gurte oder gestrickte Taschen.
Reepschlägerwerkstätten sind hauptsächlich in Küstennähe zu finden. Ihre Produkte werden sowohl lokal als auch international verkauft. Ihre Waren gehörten zu den Exportschlagern der Hansestädte. Seilerbetriebe hingegen treten sowohl in Küstengebieten als auch im Binnenland auf. Sie bedienen hauptsächlich den lokalen Markt und sind kleinbetrieblich organisiert.
Modern und attraktiv: das Schreinerhandwerk heute
Mit über 18.000 Lehrlingen im Jahr 2022 zählte das Schreinerhandwerk zu den fünf beliebtesten Ausbildungsberufen im deutschen Handwerk. Schreinereien haben sich heute meist auf den Möbel-, Fenster- oder Innenausbau spezialisiert.
Literatur
- Westfälisches Freilichtmuseum Hagen – Landesmuseum für Handwerk und Technik (Hg.): Hobelknecht und Späne. Arbeitsplatz: Schreinerei. Forschungsbeiträge zu Handwerk und Technik 3. Hagen 1991.
- Hermann Kaiser: Schreiner, Tischler, Ebenisten. In: Reinhold Reith: Das alte Handwerk. Von Bader bis Zinngießer. München 2008, S. 211-217.
- Thomas Schindler: Handwerkszeug und bäuerliches Arbeitsgerät in Franken. Bestandskatalog des Fränkischen Freilandmuseums Bad Windsheim. Bad Windsheim 2015, S. 520–579.
- Christian F. Zander: Vom Hobel zum Computer. Zur Wirtschaftsgeschichte des modernen Tischler- und Schreinerhandwerks in Deutschland. Leinfelden-Echterdingen 2008.